Blog du 12 septembre 2025

d'Lëtzebuerger Land du 12.09.2025

Vorerst letzte Runde

Weil die von der CSSF gegen die Spuerkeess verhängte Millionenstrafe das politisch nötig machte, wurden am Montag und Dienstag die Generaldirektorin (Foto: sb) sowie Verwaltungsräte im parlamentarischen Finanzausschuss zum Thema Caritas-Affäre angehört, aber auch Premier Luc Frieden und Finanzminister Gilles Roth. Frieden sagt erneut, im Moment seiner Aussage vor dem mittlerweile aufgelösten Caritas-Sonderausschuss nichts von dem Strafgeld gewusst zu haben. Während Roth davon Kenntnis hatte, wegen eines von der Spuerkeess eingereichten Einspruchs aber nichts habe sagen können. Das kann der Ex-Wirtschaftsminister und heutige LSAP-Abgeordnete Franz Fayot nicht teilen. Roth habe eine „politische Pflicht“ gehabt, den Premier zu infomieren, sagte Fayot am Mittwoch im 100,7. Doch der habe das vielleicht gar nicht wissen wollen. Fayot wirft der Spuerkeess-Führung vor, sich um ihre Verantwortung in der Caritas-Affäre zu drücken. Hätte die staatliche Bank alle Empfehlungen der CSSF umgesetzt, die diese schon 2021 erteilte, hätte der Caritas-Betrug sich vielleicht verhindern lassen. pf

Mehr Sicherheit

Ähnlich wie für die Jugendlichen hat die Weltlage auch das politische Empfinden der Erwachsenen verändert. 44 Prozent der Luxemburger geben an, Sicherheit und Verteidigung hätten für die Festigung der EU höchste Priorität. Damit liegt die hiesige Bevölkerung der Eurobarometer-Umfrage nach auf ungefähr dem gleichen Niveau wie die Deutschen (43 Prozent) und sieben Prozentpunkte höher als der Durchschnitt in der Europäischen Union. Es folgen Wettbewerbsfähigkeit, der Wert der EU, Bildung und Forschung. Klima und Umweltschutz haben sich aus dem Zeitgeist quasi verabschiedet, sie bilden das Schlusslicht der Umfrage: Luxemburg liegt hier mit
14 Prozent sogar unter dem EU-Durchschnitt von
17 Prozent. sp

Blöde Küchenscherze

Land-Informationen zufolge wurde ein ziviler Mitarbeiter der Armee wegen faute grave fristlos entlassen. Der in der Küche auf dem Herrenberg Angestellte hatte einem Arbeitskollegen die Hose heruntergezogen. Doch so bizarr und inakzeptabel das klingt: Quellen aus der Armee sagen, das sei ein Scherz, der in der Küche Tradition habe.

Wieso zum schwersten Geschütz Entlassung gegriffen wurde, erläutert die Pressestelle der Armee auf Anfrage nicht. Es handle sich um ein Personaldossier, da gälten Vertraulichkeit und Datenschutz. Nur soviel: Die Armee verfolge eine „Null-Toleranz-Politik gegenüber jedem Verhalten, das die Würde einer Person angreift“. Die schriftliche Antwort der Pressestelle suggeriert aber auch, dass die Entscheidung nicht in der Armee getroffen worden sein könnte, sondern von DP-Verteidigungsministerin Yuriko Backes. Denn laut der Pressestelle sei die Kündigung von Mitarbeiter/innen der Armee mit Salariats-Statut Sache der „Ressortministerin“. Für Staatsbeamte und -angestellte dagegen gälten die statutarischen Regeln des öffentlichen Dienstes.

Ob Yuriko Backes über die Entlassung entschied und wie sie den Scherz, der Tradition haben soll, bewertete, beantwortete ihr Presseattaché nicht. In einer E-Mail an das Land verwies er auf die Vertraulichkeit von Personalangelegenheiten und den Datenschutz. Auf die bei der Armee geltende Null-Toleranz-Politik gegenüber jedem Verhalten, das die Würde einer Person angreift, auch. Sodass vermutlich in Zukunft hart durchgegriffen wird, wenn in der Küche der Kaserne jemand einem anderen die Hose runterzieht. pf

La rentrée

Für rund ein Sechstel der Gesamtbevölkerung beginnt am Montag der Ernst des Lebens wieder. 63 435 Schüler/innen des Fondamental müssen ab Montag wieder die Schulbank drücken. Knapp zehn Prozent von ihnen besuchen Privatschulen; ihr Anteil bleibt seit mehreren Jahren in etwa gleich. 54 610 Schüler/innen kehren in die Lyzeen zurück; mehr als ein Viertel in diesem Alter besuchen eine Privatschule. Der größte Classique ist das Lycée Michel Rodange (1 608 Schüler/innen), das größte Technique das Lycée technique du Centre (1 936 Schüler/innen). Die Europaschulen sind Vorreiter im privaten Sektor, die Zahl stagniert bei etwa 6 000 Kindern und Jugendlichen. Das Bildungsministerium teilt mit, dass 64,5 Prozent der Kinder, die ein Recht darauf haben, entweder den Chèques Service Accueil in Anspruch nehmen, in einem SEA eingeschrieben sind oder bei Tageseltern betreut werden. sp

Maschinelles Lernen

Nachdem Bildungsminister Claude Meisch (DP) vor zwei Wochen im Wort einen Meinungsbeitrag über KI veröffentlicht hatte, stellte er am gestrigen Donnerstag auf der Rentrée-Pressekonferenz Leitlinien zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz in der Schule vor. Ähnlich wie beim Smartphone soll der Umgang dem Alter angepasst werden.In der Grundschule sollen Kinder erst lernen, selbst zu lernen, und Basiskompetenzen entwickeln. In den unteren Sekundarschul-Klassen soll im Fach Digital Sciences über KI informiert werden, über ihre Risiken und Chancen, damit Schüler/innen einen „kritischen Blick“ für das Thema entwickeln. In den höheren Klassen soll KI progressiv zum Einsatz kommen, wenn sie einen Mehrwert fürs Lernen darstellt. sp

„Erschreckend“

In der Nacht vom vergangenen Montag auf Dienstag fielen „außerordentliche“ Mengen an Regen, schreibt das Haut commissariat à la protection nationale. Meteolux teilt mit, dass innerhalb von zwölf Stunden in Mersch bis zu 149 Liter pro Quadratmeter fielen – Pegel, die „noch nie gemessen wurden“. 24 Gemeinden waren betroffen, allen voran Steinsel, Mersch, Bettemburg und die Hauptstadt. Am Dienstag berief DP-Bürgermeisterin Lydie Polfer gemeinsam mit ihrem Ersten Schöffen Maurice Bauer (CSV), der das Umweltressort verwaltet, eilig eine Pressekonferenz ein. Polfer erklärte, eine Krisenzelle sei aktiviert worden und das CGDIS sei 89 Mal ausgerückt. Es werde eine „intensive Analyse“ der Orte erfolgen, die dieses Mal am meisten betroffen waren. Die Wassermassen seien „erschreckend“, dass solche Phänomene wiederkehren können, sei möglich. Das Wort Klimawandel nahm sie nicht in den Mund. Am Mittwoch besuchten Lydie Polfer und Maurice Bauer Anwohner im Val de Hamm, wo besonders viele Keller unter Wasser standen. Warnungen wurden national herausgeschickt. Laut Meteolux wurden 94 Prozent der Bürger/innen erreicht. (Foto: sb) sp

Berichtigung

Bis Ende 2024 hat Luxemburg der Ukraine mehr als 250 Millionen Euro an Militärhilfe geleistet, nicht mehr als 150 Millionen Euro, wie im Land vom vorigen Freitag angegeben.

Peter Feist
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